Polizeistudie – MEGAVO
Der Titel der Studie „Motivation, Einstellung und Gewalt im Alltag von Polizeivollzugsbeamten – MEGAVO“ macht deutlich, dass ganzheitlich Erkenntnisse zum Berufsalltag von Polizeibeamt:innen in den unterschiedlichsten Verwendungen generiert werden sollen. Insofern handelt es sich nicht um die von der Öffentlichkeit geforderte sog. Rassismusstudie. Vielmehr wird ein viel weitreichenderer Forschungsansatz verfolgt. Darüber hinaus wurden in den bisher erfolgten beiden Online-Befragungen neben den Beschäftigten im Polizeivollzugsdienst auch die Tarifbeschäftigten und Verwaltungsbeamt:innen der Polizei mit einbezogen.
Im ersten bereits abgeschlossenen Förderzeitraum von März 2021 bis August 2024 wurden sowohl qualitative als auch quantitative Erhebungen durchgeführt. Dabei wurde im Rahmen von Teilnehmenden Beobachtungen, Fokusgruppengesprächen und Expert:inneninterviews der Berufsalltag von Polizeibeamt:innen umfassend betrachtet und qualitativ erhoben, welche unterschiedlichen Erfahrungen je nach Tätigkeit gesammelt werden und welche positiven und negativen Faktoren die Motivation und Arbeitszufriedenheit stärken oder minimieren. Hier ging es im Detail auch um die Einschätzungen der Befragten zu Arbeitsplatz, Arbeitsausstattung und Work-Life-Balance. Darüber hinaus wurden Expert:inneninterviews zu Gewalterfahrungen von Polizeivollzugsbeamt:innen und deren Auswirkungen auf den Arbeitsalltag und die Psyche geführt.
Schließlich fanden im Projektverlauf der ersten, durch das Bundesministerium des Inneren und für Heimat geförderte, Projektphase zwei quantitative Online-Befragungen statt. Neben Fragen nach den Motiven der Berufswahl und der aktuellen Motivation, wurde im ersten Themenkomplex nach Arbeitszufriedenheit und beruflicher Identifikation gefragt. Im zweiten Themenkomplex standen alltägliche Belastungen sowie Gewalterfahrungen im Dienst und andere Formen von Viktimisierung im Fokus. Ein dritter Themenbereich widmete sich Einstellungsmustern, wie Einstellungen zum politischen System, zu Diversität im beruflichen Kontext, zu gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit und Autoritarismus. Auch die Einschätzung von Werten, die das eigene berufliche Umfeld prägen, sind diesem Bereich in einem weiteren Sinne zuzurechnen. Ein weiterer Themenkomplex fragte nach beobachteten Fehlverhalten sowie nach Werten, die das eigene Team prägen. Im Rahmen eines Fragebogen-Splits wurden Polizeivollzugsbeamt:innen zu schwierigen Situationen ihres Arbeitsalltag befragt sowie Ansichten außerhalb des Polizeivollzugsdienstes von Tarifbeschäftigten und Verwaltungsbeamt:innen der Polizei erhoben. An der ersten Online-Erhebung nahmen im Zeitraum zwischen November 2021 und Oktober 2022 Mitarbeitende aus 14 Länderpolizeien sowie der Bundespolizei und dem BKA teil. Insgesamt konnten über 50.000 ausgefüllte Fragebögen in die Auswertung des Zwischenberichts einbezogen werden. Die zweite Erhebungswelle startete im November 2023 und endete im März 2024. Hieran nahmen 12 Länderpolizeien sowie die Bundespolizei und das BKA teil. Demzufolge musste beim Vergleich beider Erhebungswellen die Zahl der in der 1. Erhebungswelle ausgewerteten Fragebögen um die Rückläufe der beiden nicht teilnehmenden Länderpolizeien nach unten korrigiert werden. Für den zweiten Erhebungszeitraum konnten gut 40.000 Fragebögen in die Analyse einbezogen werden. Der Abschlussbericht mit konkreten Ergebnissen ist über den entsprechenden Link auf dieser Homepage abrufbar.
Aufgrund eines AK II Beschlusses wurde MEGAVO nun in eine zweite Projektphase überführt und wird von den Landesinnenministerien der teilnehmenden Länderpolizeien sowie dem Bundesministerium des Inneren und für Heimat nach dem Königsteiner Schlüssel für weitere drei Jahre (September 2024 bis August 2027) finanziert. Auch hier sind sowohl qualitative als auch quantitative Erhebungen geplant. Zunächst werden quantitativ weitere Feinanalysen der beiden Online-Erhebungen durchgeführt. Im Mittelpunkt steht hier insbesondere die Panelauswertung. Durch die Abfrage eines persönlichen Codes, der für die Befragten reproduzierbar, für die Forschenden und Dritte jedoch nicht recherchierbar ist, so dass die Anonymisierung der Daten gewahrt bleibt, wird es möglich, auf das unterschiedliche Antwortverhalten Einzelner zu schauen. Dieses Paneldesign eignet sich für Erklärungsmodelle, die Veränderungen und ihre Ursachen in den Mittelpunkt stellen. Die Kombination aus Quer- und Längsschnittperspektive soll in der zweiten Projektphase beibehalten werden. Die geplante dritte Erhebung von September bis Dezember 2026 erlaubt eine isolierte Betrachtung der neu erhobenen Daten im Querschnitt, erweitert das bisherige Trenddesign um einen weiteren Zeitpunkt und verlängert die Panelperspektive um weitere (Dienst)Jahre der Befragten.
Der qualitative Teil der MEGAVO-Studie ergänzt die quantitative Studie, indem wichtige Punkte vertiefend kontextualisiert werden. Hierfür sind unter anderem eine Diskursanalyse und Expert:inneninterviews geplant. Inhaltlich stehen vier Themenbereiche im Mittelpunkt: Rekrutierung und Organisations- und Personalentwicklung, Einstellungen im Wandel, Hilfsangebote und der Arbeitsalltag. Hierzu werden 100 Expert:inneninterviews geführt. Details des Forschungsdesigns von MEGAVO II können der auf dieser Homepage abrufbaren Projektskizze II entnommen werden.